Apomorphin in der Therapie des M. Parkinson
Einleitung
Morbus Parkinson (MP) ist eine progrediente neurodegenerative Erkrankung charakterisiert durch den Verlust dopaminerger Neurone in der Substantia nigra. Levodopa ist die bisher effektivste orale Therapie für die Behandlung der motorischen Symptome. Während im Frühstadium oft gute Symptomkontrolle mit dem Einsatz von Dopaminagonisten erreicht werden kann, werden im Verlauf der Erkrankung weitgehend alle Betroffenen Levodopa-pflichtig. Die Therapie führt in frühen Stadien meist zu einer Verbesserung aller motorischen Symptome, jedoch entwickeln ca. 40% aller Betroffenen nach 4-6 Jahren motorische Fluktuationen (Wearing-OFF, ON-OFF-Phänomen, Delayed-ON) und verschiedene Typen von Dyskinesien. Die Häufigkeit steigt im weiteren Krankheitsverlauf und bei fast allen Patientinnen und Patienten mit frühem Erkrankungsbeginn kommt es dadurch zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Die Pathophysiologie dieser Langzeitkomplikationen ist wahrscheinlich durch eine Kombination von Faktoren bedingt und zum heutigen Zeitpunkt nicht eindeutig geklärt. Eine Veränderung der zentralen Pharmakokinetik, die pulsatile Rezeptorstimulation kurzwirksamer dopaminerger Substanzen und periphere gastroenterologische Faktoren scheinen eine zentrale Rolle zu spielen. Durch den Verlust dopaminerger Neurone können autoregulative Mechanismen zur Aufrechterhaltung eines konstanten striatalen Dopaminspiegels nicht mehr wirksam werden, sodass eine pulsatile Standard-Levodopa-Gabe zu unkontrollierten Oszillationen führt. In Tierversuchen und post-mortem-Studien wurde eine veränderte Genexpression in striatalen Neuronen bei Levodopa-behandelten Tieren und PatientInnen mit Dyskinesien im Gegensatz zu solchen ohne Dyskinesien oder mit langwirksamen bzw.kontinuierlich applizierten Substanzen gefunden. Bedeutend für das Auftreten von Dyskinesien scheinen jedoch nicht nur die Art der Applikation, sondern auch die unterschiedlichen Effekte verschiedener Substanzen auf verschiedene Dopaminrezeptoren und nicht-dopaminerge Systeme (serotonerg, noradrenerg, glutamaterg und andere) zu sein.
Therapiestrategien mit länger wirksamen Substanzen als Levodopa zur Vermeidung nicht-physiologischer pulsatiler dopaminerger Stimulation haben in zahlreichen doppelblinden Studien eine Verzögerung von motorischen Komplikationen gezeigt und untermauern damit das Therapiekonzept einer kontinuierlichen dopaminergen Stimulation. Umgekehrt wurde bei bestehenden motorischen Komplikationen in den 80er Jahren das Konzept einer parenteralen kontinuierlichen dopaminergen Stimulation wie die intravenöse Levodopagabe oder die subkutane Dopaminagonistengabe mittels Lisurid entwickelt. Die fehlende Praktikabilität im Falle von Levodopa bzw. Mängel in den Zulassungsverfahren bei Lisurid beendeten diese Therapieformen.
Klinisch durchgesetzt hat sich die Levodopa-Infusionstherapie, bei der die Substanz mittels PEG-J-Sonde direkt ins Jejunum verabreicht wird. Dies erfolgt mittels einer extern getragenen Pumpe, die zumeist tagsüber verwendet wird aber auch rund um die Uhr einsetzbar ist. Die Effektivität der intestinalen Levodopa-Infusion wurde in einer randomisierten, placebokontrollierten, 12-wöchigen multizentrischen Studie nachgewiesen, die zeigte, dass die OFF-Dauer wesentlich verkürzt werden konnte, ohne dass Dyskinesien zunahmen.
Download:
Sie können die gesamte Ausgabe zum Lesen hier downloaden.